Beim vorliegenden Sanierungsfall ist bei einem Gebäude aus DDR-Bestand ein Anbau geplant. Dafür muss die Fassade einer Außenwand zum Teil komplett bis auf das innenliegende Holzständerwerk zurückgebaut und fachgerecht entsorgt werden. Beim Gebäude handelt es sich um ein Fertigteilhaus aus DDR-Zeiten, dessen vorgefertigte Außenwände in Holzrahmenbauweise gebaut wurden. Auf der Innenseite waren diese Wandteile mit Gipskarton beplankt, die Fächer zwischen dem Holzständerwerk wurden mit Mineralwolle gedämmt und dann außen mit Asbestzementplatten verkleidet. Auf den Asbestzement kam dann noch eine Putzschicht. Im vorliegenden Fall waren die Außenwände im Zuge einer späteren Nachdämmung noch mit Styroporplatten beklebt worden.
In der DDR wurde der Baustoff Asbest häufig in Form von Asbestzement verbaut. Dieses Material wurde in größere Platten gepresst und später am Gebäude für den Bau von Fassaden und Dächern eingesetzt. Diese Tafeln trugen die Produktbezeichnung „Baufanit“, in den alten Bundesländern auch unter dem Namen „Ethernit“ bekannt. Im Baustoff Asbestzement sind die gefährlichen Asbestfasern stark im umgebenden Material gebunden. Das bedeutet, dass eine deutliche Faseremission hauptsächlich dann entsteht, wenn diese Platten gebrochen, geschliffen oder anderweitig mechanisch bearbeitet werden.
Im vorliegenden Sanierungsfall ist neben den asbesthaltigen Fassadenplatten zusätzlich ein weiterer gesundheitsgefährdender Schadstoff zu entfernen. Hierbei handelt es sich um ältere Mineralwolle aus DDR-Zeiten häufig auch unter der Produktbezeichnung „Kamilit“ bekannt. Zum Zeitpunkt der Gebäudeerrichtung waren die Fasern dieser Mineralwolle-Dämmungen auf Grund Ihrer ungünstigen Faserstruktur lungengängig und kaum biolöslich. Damit könnten sich diese in der Lunge dauerhaft festsetzen und ebenso wie Asbestfasern Krebs auslösen.
Alle Mitarbeiter tragen persönliche Schutzbekleidung wie z.B. Schutzanzug und Atemschutzmasken der entsprechend geforderten Klassifizierung. Die Fläche um die Fassade herum wird mit Schutzfolien abgedeckt. Das sorgfältig eingewiesene Fachpersonal entfernt die Styropor-Platten, ohne dabei die darunterliegende Asbestzement-Schicht zu beschädigen. Dann werden die Asbestzementplatten entgegen der Montagerichtung von der Fassade abgebaut, ohne diese dabei zu zerstören. Das Ziel ist es eine Faserexposition zu vermeiden. Die Platten werden nun manuell zu den bereitstehenden Entsorgungsbehältern transportiert, in Big-Bags verpackt und in die Container gebracht. Speziell aufgedruckte Warnhinweise weisen an dieser Stelle auf den gefährlichen Inhalt dieser Foliensäcke hin. Nachfolgend erfolgt das Entfernen der Mineralwolledämmung aus den Zwischenräumen im Ständerwerk. Das Material wird unmittelbar nach der Entnahme ebenfalls in hierfür zugelassene Behältnisse verpackt und in die bereitstehenden Entsorgungsbehälter verbracht. Letztendlich erfolgt eine Feinreinigung der Arbeitsbereiche mittels hierfür zugelassenem H-Sauger der Klassifizierung Asbest. Dieser Filter ermöglicht eine zuverlässige Filterung von Schadstoffpartikeln.